Solo-Selbststaendige in der Krise

Solo-Selbststaendige in der Krise

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:05: Ich treffe mich mit Angelika Osthus von der Landeskommission Selbstständige NRW bei der Tagung des Hauses der Selbstständigen

00:00:20: in Köln.

00:00:22: Wir sehen uns heute bei der Jahrestagung vom Haus der Selbstständigen.

00:00:28: und sind schon ganz gut mit Wissen vollgestopft worden in einem Panel.

00:00:37: Jetzt nutzen wir mal schnell die Pause und sprechen mal über ein Thema, was wir in den letzten Jahren viel bewegt haben, auch als werde ich selbstständige.

00:00:49: Genau und ich jetzt ja auch die Idee hatte nochmal den Corona-Podcast aufzulegen.

00:00:57: Damals hast du nicht mit mir gesprochen, ich weiß eigentlich gar nicht mehr warum.

00:01:01: Aber vielleicht kannst du einfach kurz was zu dir sagen, was du so arbeitest

00:01:11: und wie sich diese

00:01:12: Corona-Maßnahmen damals vor fünf Jahren bei dir ausgewirkt haben.

00:01:17: Ja, ich glaube, wir haben damals nicht miteinander gesprochen, weil wir zu weit auseinander wohnten.

00:01:22: Also mein Name ist Angelika, ich arbeite als freie Fotografin und damals als die Pandemie ... begann, waren wir natürlich erstmal alle ganz entsetzt und ich habe damals ganz schnell noch sozusagen auf den letzten Drücker die Corona-Hilfe beantragt.

00:01:41: Das hat für mich zunächst mal wirklich Ruhe bedeutet, keinen Stress mehr.

00:01:48: Und es war auch in der ersten Zeit, sag ich jetzt mal in Form von Erleichterung, leider kam danach sehr, sehr viele merkwürdige neue Regelungen, die mich bis heute wirklich ärgerlich

00:02:03: machen.

00:02:04: Also unter dem Strich.

00:02:08: War das jetzt eine Hilfe

00:02:09: für dich?

00:02:10: Zunächst war es mal eine Hilfe.

00:02:13: Zunächst hieß es ja auch, das beantragte Geld müsse nicht zurückbezahlt werden, worauf sich sehr, sehr viele verlassen haben.

00:02:22: Ich auch im Übrigen.

00:02:25: Dann hieß es, dieses Geld ist nur für drei Monate, was natürlich total bescheuert war, weil im Juni war die Pandemie nicht zu Ende und wer ein bisschen gehaushaltet hat, kam auch eine ganze Zeit mit dem Geld aus.

00:02:42: Dann hatte jedes Land ... Jedes Bundesland hatte eine andere Regelung.

00:02:48: Und in NRW war es so, dass plötzlich die damalige Kulturministerin sagte, ja, okay, wenn das nicht für Miete und Ähnliches ist, sondern auch fürs Leben, dann bekommt ihr jetzt alle zweitausend Euro.

00:03:05: Das fanden wir ganz lustig.

00:03:09: Du sagst, du hast bis heute noch zu tun mit der Corona-Soforthilfe?

00:03:15: Nee,

00:03:16: nicht mehr.

00:03:16: Ich hab's wirklich abgestottert.

00:03:18: Ich hab das wirklich eingereicht, offiziell mit Hilfe meines Steuerberaters.

00:03:24: Ich hab in dem Jahr natürlich enorm viel Steuern zahlen müssen, weil das ja sozusagen obendrauf kam.

00:03:30: Also, es war schon eine recht teure Hilfe.

00:03:34: Aber jetzt ist es abgeschlossen.

00:03:36: Wie ist das, wenn du zurückdenkst, heute kannst du mit deinem Einkommen an die Zeit vor Corona

00:03:44: anschließen?

00:03:46: Nicht wirklich.

00:03:47: Es hat sich seitdem schon sehr viel verändert.

00:03:51: Ich habe den Eindruck, es gibt sehr viel weniger Aufträge als vorher.

00:03:57: wo die nun alle hingewandert sind, ob die Leute das selber machen oder ob es grundsätzlich weniger gibt, das kann ich nicht überblicken.

00:04:06: Ja, also es gibt ja inzwischen auch sowas wie generative KI, was wahrscheinlich für manche Fotografinnen ein Problem ist.

00:04:19: Ich denke da auch so ein bisschen... Das klingt, es ist so ein Spruch aus dem Fußball.

00:04:24: Nach der Krise ist vor der Krise.

00:04:27: Also die KI ist ja für viele Solo-Selbstständige ein Problem in Bezug auf Preistruck oder dass Aufträge nicht mehr erteilt werden, weil es irgendwelche KI-Modelle gibt.

00:04:41: Das passiert jetzt schon.

00:04:43: Und was denkst du denn?

00:04:46: Also welche Maßnahmen wären denn gut, um zum Beispiel Solo-Selbstständige dann in so einer Krise besser sozial abzusichern?

00:04:56: Jetzt zu KI oder überhaupt?

00:04:59: Vielleicht

00:05:00: überhaupt.

00:05:01: Also überhaupt fand ich ja damals die Einführung der Möglichkeit, sich gegen Arbeitslosigkeit zu versichern.

00:05:09: Sehr gut.

00:05:09: Ich fall natürlich nicht drüber, weil ich immer frei gearbeitet habe.

00:05:13: Das wurde auch mehrmals verändert und irgendwann wurde es auch für einige zu teuer.

00:05:19: Zu KI kann ich sagen, KI ist teilweise sehr bedrohlich, weil natürlich die KI-Macher, also die Firmen, die die Plattform einfach urheberrechtlich geschützte Werke, egal ob nun in der Musik, in der Literatur, im Design- und Fotografiebereich einfach nutzen.

00:05:41: Es gibt erste Gerichtsurteile, die aber der Industrie zugewandt ist.

00:05:48: dass uns alle sehr entsetzt.

00:05:51: Die GEMA hat jetzt geklagt.

00:05:53: Da kann ich im Moment nicht sagen, was dabei rausgekommen ist.

00:05:56: Aber es gibt so dieses Vor- und Nachteile der KI.

00:06:01: Vielleicht ist es ganz schön, damit zu arbeiten.

00:06:03: Aber die Frage ist dann, ist es da noch mein Werk, wenn ich so eine Technik benutze, die da für mich einfach das macht, was ich ihr sage?

00:06:13: Weil es ist dann auch nicht mehr geschützt.

00:06:18: Ja, wir haben ja eben die Keynote bei der Jahrestagung von Gilda Sahibi gehört, die viel über Resilienz gesprochen hat.

00:06:28: und ein wichtiger Punkt bei der Resilienz, die sie vorgestellt hat, war raus aus der Vereinzelung, verbindet euch, bildet Netzwerke, stärkt euch.

00:06:43: Dadurch

00:06:44: halte ich für unglaublich wichtig, auch, um sich auszutauschen, um vielleicht auch mal seinen ganzen Frust loszuwerden.

00:06:54: Früher war ich es gewohnt, wenn ich arbeiten fertig hatte, dass ich die auch besprechen konnte mit Kolleginnen und Kollegen.

00:07:01: Das fehlt mir jetzt manchmal.

00:07:04: Also Vernetzung auch über Fragen, soziale Fragen halte ich für ganz, ganz wichtig.

00:07:10: Wie machst du das?

00:07:14: Ich bin in der Gewerkschaft.

00:07:17: Da spreche ich natürlich mit Kolleginnen und Kollegen.

00:07:21: Da habe ich einen Regenaustausch.

00:07:23: Das ist ganz beruhigend.

00:07:25: Wir sind solidarisch vernetzt.

00:07:29: Und da wünsche ich mir, dass da noch viele viele mitmachen.

00:07:33: Genau.

00:07:34: Ja, Mitglieder, Mitgliedsanträge für Werde gibt's im Netz.

00:07:40: Total digital.

00:07:41: Vielen Dank, Angelika.

00:07:43: Jetzt gehen wir

00:07:43: essen.

00:07:44: Gerne.

00:07:47: Angelika und

00:07:48: ich hatten

00:07:49: noch spannende Gespräche bei der HDS-Jahrestagung erlebt.

00:07:54: In der nächsten Folge spreche ich mit Rainer Bode vom Kulturrat

00:07:58: NRW,

00:07:59: der bis heute noch die Corona-Sprechstunde

00:08:02: macht.

00:08:02: Macht's gut

00:08:03: und bis zur

00:08:04: nächsten Folge.

Über diesen Podcast

Dieser Podcast entstand zu Beginn der Pandemie. Die Corona-Maßnahmen haben teils wie Arbeitsverbote für Solo-Selbstständige gewirkt. Die Folge: Sie hatten plötzlich weniger bis gar kein Einkommen. Die Corona-Soforthilfe war für viele Solo-Selbstständige keine Hilfe. Bis heute müssen die meisten Tausende von Euro zurückzahlen. Andere Coronahilfen konnten sie oft wegen der Kriterien nicht beantragen. Grundsicherung oder Bürgergeld war keine angemessene Lösung für die Einkommensverluste. Was die ver.di-Selbstständigen schon lange kritisieren, ist in der Corona-Krise überdeutlich geworden: die mangelnde soziale Sicherung Solo-Selbstständiger, von denen es bundesweit mehr als zwei Millionen gibt.

Im Podcast erzählen Solo-Selbstständige wie es ihnen in der Corona-Krise ergangen ist. Es kommen auch Fachleute und Politiker zu Wort. Zuletzt wurde die Petition thematisiert, die die ver.di-Selbstständigen an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur übergeben hatten.

Nun kommen neue Folgen, in denen Solo-Selbstständige erzählen, wie es ihnen 5 Jahre nach Corona inzwischen geht.

von und mit Kathy Ziegler

Abonnieren

Follow us