Solo-Selbststaendige in der Krise

Solo-Selbststaendige in der Krise

Transkript

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00:00:05: Hier ist die fünfunddreißigste Folge des Verdi-Selbstständigen-Podcasts von und mit Kathi Ziegler.

00:00:11: Bei einer Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung geben zweiundvierzig Prozent der befragten Selbstständigen im Jahr twenty-zweiundzwanzig an, dass ihr Einkommen nicht mehr die Höhe wie vor Corona erreicht.

00:00:30: Damals, zu Beginn der Pandemie, habe ich mit Mali's gesprochen, die im Februar, im Jahr ist, eine Ausstellung in Gräbenbruch hatte.

00:00:40: Ich hatte eine Einzel-Ausstellung, unglücklicherweise ganz in der Nähe von Heinzberg, sodass ich im Februar schon Probleme hatte.

00:00:51: Da ist nämlich zu Venice Haasch kaum jemand gekommen.

00:00:55: Malis, wir haben ja gerade nochmal gehört, wie das damals bei dir war.

00:01:00: Wie geht es dir heute?

00:01:02: Beruflich hat sich wieder alles ganz gut eingependelt.

00:01:06: Aber was mich doch gewundert hat, dass das so dermaßen lange gedauert hat, ist, die Leute getraut haben, wieder auf Veranstaltungen zu gehen.

00:01:16: Und diese Beobachtung habe ich glaube ich nicht alleine gemacht.

00:01:20: Das haben mir ganz viele erzählt, dass es lange gedauert hat.

00:01:23: das Publikum wiedergekommen ist.

00:01:26: Und jetzt, fünf Jahre später, kommen wieder so viele zu deinen Ausstellungen und Lesungen wie vor Corona?

00:01:35: Ja, jetzt im Jahr fünfundzwanzig, denke ich, ist das schon so.

00:01:41: So vielleicht auch schon in den letzten Monaten von zwei tausendvierundzwanzig war die Tendenz schon ganz gut.

00:01:49: Aber davor war es wirklich ausgesprochen mau.

00:01:54: Und das erzählten eben sehr viele, dass die Anlaufphase unglaublich lange ist.

00:02:00: Und offensichtlich saß die Angst sehr, sehr tief bei den Menschen.

00:02:06: Was beschäftigt dich seit damals immer noch?

00:02:10: Welche Folgen spürst du bis heute?

00:02:13: Ja, das war zum Teil etwas deprimierend, dass man das Gefühl hatte, es wird nie wieder normal.

00:02:21: Das ist ja dann so, ja, gefühlt so, wenn es nicht vorangeht.

00:02:26: Das war nämlich gute Zeit.

00:02:30: Da sprach niemand mehr von Corona oder jedenfalls nicht mehr so vordergründig.

00:02:36: Und es klappt aber trotzdem noch nicht.

00:02:39: Wobei ich sagen musste, ich hatte dann doch relativ großes Glück, weil ich diese Stipendien-Neustatis, das glaube ich, bekommen habe.

00:02:51: Und dann ging es finanziell natürlich.

00:02:53: Und was müsste sich dringend ändern, damit Soloselbstständige für die nächste Krise besser abgesichert sind?

00:03:02: Ja, wir sind halt irgendwo die kleinen Soloselbstständigen und werden ja nicht unbedingt in der Politik gesehen.

00:03:11: Ja, das ist eher so ein bisschen gesellschaftspolitisch, dass ich mich sehr gewundert habe, wie die Menschen eben auch, zum Teil Kollegen und Kolleginnen, die die Maßnahmen nicht unbedingt angemessen gefunden haben, dass die doch ziemlich runtergemacht wurden.

00:03:31: Und man kann doch einen Sachverhalt tatsächlich von verschiedener Seite beleuchten und wenn man das Gefühl hat, etwas ist unverhältnismäßig, dann muss man es doch auch äußern dürfen, ohne dass das irgendwie als schädlich oder aggressiv oder was weiß ich, gebrannt markt wird.

00:03:53: Und damit hatte ich mich gerechnet oder hätte ich vorher nicht gerechnet, dass das so geht.

00:03:58: Aber dass man sich Gedanken macht, ist das jetzt sinnvoll oder nicht.

00:04:02: Und wenn dies und das und jenes geschlossen wird, anderes aber nicht.

00:04:06: Solche Dinge, da stolpert man ja dann drüber.

00:04:09: Und das müsste man ja eigentlich mal in die Wachschale werfen dürfen.

00:04:13: Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung hat ja festgestellt, dass viele Soloselbstständige nicht mehr das Einkommen erreichen wie vor Corona.

00:04:27: Wie ist das bei dir?

00:04:28: Das habe ich auch festgestellt, dass das Einkommen sich verringert hat.

00:04:36: Nur weiß ich nicht, ob das alles auf die Corona-Zeit zu schieben ist.

00:04:41: Denn wenn man heutzutage einkaufen geht, dann merkt man, wie teuer alles geworden ist.

00:04:47: Und dass die Leute dann für kulturelles weniger Geld ausgeben oder in meinem Fall eben keine Bilder kaufen oder deutlich weniger, das halte ich auch für logisch und würde das jetzt nicht unbedingt nur Corona in die Schuhe schieben.

00:05:02: Wobei ich manchmal so etwas Blöde gesagt habe.

00:05:06: In der Corona-Zeit haben die Leute sich zum Teil daran gewöhnt.

00:05:10: Auch es geht doch auch ohne Kultur oder mit weniger.

00:05:13: Und das wieder aufzuforsten, war natürlich tatsächlich schwierig.

00:05:18: Viele Kulturschaffende stehen ja unter Druck durch generative KI.

00:05:24: Meiner Meinung nach ist das die nächste Krise, die auf Soloselbstständige zurollt.

00:05:29: Wie betrifft dich das?

00:05:31: Ja, dass Kultur lebenselexier ist, das steht ja nur mal fest und das müsste allgemein gut sein im Denken.

00:05:42: Das wäre schlecht, wenn wir Kulturschaffende das nur selber sagen.

00:05:48: Und was wären wir ohne Kultur?

00:05:50: Ich meine, das ist jetzt ein neues Fass, das man aufmacht mit der KI, aber da ist das ja schon zu spüren.

00:05:59: KI bietet nicht die Kultur, die wir brauchen.

00:06:03: Das ist ein Werkzeug.

00:06:05: Aber KI hat naturgemäß keine Seele und die haben wir eben.

00:06:11: Und dass das höchst individuelle, das einzigartige, das müssen wir natürlich pflegen und präsentieren.

00:06:21: Und das gibt mir natürlich auch Hoffnung, dass wir das alles alle können.

00:06:28: Nur wir brauchen irgendwo ja auch eine, die auch immer finanzielle Basis oder wie soll ich sagen, so eine Grundlage, auf der wir arbeiten können, mit der wir arbeiten können.

00:06:44: Wir müssen ja über das Existenzminimum hinaus können, sonst sind wir ja gehemmt.

00:06:51: in unserer Arbeit.

00:06:52: Also es muss auf jeden Fall so viel Förderung sein, dass wir arbeiten können, also auch ideelle Förderung.

00:06:58: Das heißt also auch Austausch und Motivation und alles, was dazu gehört.

00:07:03: Aber ich habe das Gefühl, dass sich das eben doch auch wieder deutlich gebessert hat nach Beendigung der Corona-Zeit.

00:07:12: Dass da also deutlich mehr Offenheit wieder ist und eben Austausch, Kommunikation und deswegen Bin ich doch irgendwo hoffnungsvoll?

00:07:26: Danke, Marlis, für diese wichtigen und deutlichen Worte.

00:07:31: Damit geht die fünfunddreißigste Folge des Verdi-Selbstständigen-Podcasts zu Ende.

00:07:37: In der nächsten Folge will ich mit Eileen Peters vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung sprechen.

00:07:46: Sie hat mit Karin Schulze-Buschoff zusammen die Zusatzerhebung unter Soloselbstständigen zur Situation nach Corona gemacht.

00:07:55: Hier noch ein Ausschnitt aus dem Podcast der Hans-Böckler-Stiftung.

00:07:59: Systemrelevant.

00:08:01: Folge twohundertsechsunddreißig.

00:08:04: Was hat Corona mit der Gesellschaft gemacht?

00:08:07: Vom

00:08:08: fünfundzwanzigsten März, zwanzig, fünfundzwanzig.

00:08:12: Den Link dazu findet ihr in den Show Notes.

00:08:15: Die Selbständigen sind nun eine Gruppe, die besonders oder so hart wie kaum eine andere Gruppe von den Folgen der Pandemie betroffen waren.

00:08:22: Und das betrifft nicht nur den Fortbestand der Selbständigkeit, sondern auch Einkommens- und Umsatzrückgänge.

00:08:28: Und es gab ja für die Selbständigen tatsächlich auch staatliche Unterstützungsleistungen, aber das war so.

00:08:34: Soforthilfeprogramme, so eher aus dem Steg greift.

00:08:36: Das war zur Deckung der fixen Betriebskosten.

00:08:40: Vor allem gedacht nicht zum Lebensunterhalt, das passte nicht für alle Selbstständigen.

00:08:44: Und es war ein bisschen unsicher.

00:08:46: Die ganzen Konditionen, wir haben bei unserer Befragung tatsächlich noch erlebt, dass Großteil gar nicht weiß, ob sie zurückzahlen müssen und große Unsicherheit jedenfalls etwas für Unsicherung auf den Gebiet, auch wenn da Hilfen geleistet worden sind.

00:08:59: Aber die Lehre, die man daraus hingen kann, ist, dass diese eigentlich geschnürten Notpakete nicht so richtig gegriffen haben.

00:09:05: Das ist viel besser wäre und das wird ja schon lange, lange gefordert, dass die Selbstständigen die Sozialversicherungssysteme mit einbezogen werden.

00:09:13: Einfach Versicherungsleistung zahlen, so wie die Kurzarbeiterregelung ja auch eine Versicherungsleistung ist und man sich dann darauf verlassen kann, im Krisenfall steht mir das zu, weil das meine Versicherungsleistung und das gibt auch viel mehr Sicherheit

00:09:26: im Krisenfall.

00:09:28: Eine Absicherung für den Krisenfall.

00:09:30: Das wünschen sich die Solo-Selbstständigen.

00:09:34: Macht's gut, bis zur nächsten Folge.

00:09:36: Tschüss!

Über diesen Podcast

Dieser Podcast entstand zu Beginn der Pandemie. Die Corona-Maßnahmen haben teils wie Arbeitsverbote für Solo-Selbstständige gewirkt. Die Folge: Sie hatten plötzlich weniger bis gar kein Einkommen. Die Corona-Soforthilfe war für viele Solo-Selbstständige keine Hilfe. Bis heute müssen die meisten Tausende von Euro zurückzahlen. Andere Coronahilfen konnten sie oft wegen der Kriterien nicht beantragen. Grundsicherung oder Bürgergeld war keine angemessene Lösung für die Einkommensverluste. Was die ver.di-Selbstständigen schon lange kritisieren, ist in der Corona-Krise überdeutlich geworden: die mangelnde soziale Sicherung Solo-Selbstständiger, von denen es bundesweit mehr als zwei Millionen gibt.

Im Podcast erzählen Solo-Selbstständige wie es ihnen in der Corona-Krise ergangen ist. Es kommen auch Fachleute und Politiker zu Wort. Zuletzt wurde die Petition thematisiert, die die ver.di-Selbstständigen an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur übergeben hatten.

Nun kommen neue Folgen, in denen Solo-Selbstständige erzählen, wie es ihnen 5 Jahre nach Corona inzwischen geht.

von und mit Kathy Ziegler

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