00:00:06: Und
00:00:19: wenn wir viel, viel weiter blicken, nämlich auf Innovation im technologischen Sinne und Innovation als eine Facette dessen, was wir im Moment gerade verhandeln im Spiel der Kräfte bei digitaler Souveränität und so.
00:00:30: was ich am Schluss des Buches ja eben auch noch behandle, dann sind wir darauf angewiesen, ein Innovationsklima zu haben.
00:00:37: Und dafür brauchen wir eine kulturelle Umgebung, die das Denken feiert und nicht verpölt.
00:00:47: Ja,
00:00:47: ich treffe mich heute Abend mit Matthias Hornschuh im Raum Dreizehn des Zentralwerks, also schönen Künste.
00:00:57: Und Matthias stellt heute Abend seinen Buch vor.
00:01:01: Wir geben uns auf.
00:01:03: KI, Kultur und die Entwertung der Wissensarbeit.
00:01:07: Aber vielleicht erst mal zu dir, Matthias, du bist Musiker, aber nicht nur.
00:01:14: Jetzt wissen wir ja, du schreibst auch Bücher und ja, bist sehr vielseitig.
00:01:21: Erzähl mal.
00:01:22: Also ich war mal Musiker, inzwischen bin ich eher Komponist und lasse musizieren und das mache ich jetzt auch seit über zwei Jahrzehnten hauptberuflich.
00:01:31: und ich habe ziemlich genau in dem Moment, als ich Profi wurde angefangen, mich politisch zu engagieren für diese Szene, weil ich selbst verstanden habe, dass ich gar nichts verstanden hatte von dem Geschäft, den ich nachgehe.
00:01:43: Also von der Kunst verstehe ich einiges und von dem Gewerbe, von dem Business und damit vor allem auch von dem Recht habe ich ganz wenig verstanden und habe dann, weil ich eigentlich keine Lust hatte, das selbst zu pauken, einfach Situationen hergestellt, wo ich es anderen erklären muss und dafür musste ich es mir selber drauf schaffen.
00:02:01: Und wie das so ist, irgendwann haben Leute mitbekommen, dass da jemand ist, der darüber redet und dann wurde ich in ein Ministerium eingeladen, um darüber zu reden und die haben gefragt, mit wem reden wir denn jetzt eigentlich?
00:02:11: Und dann hat mich jemand zur Seite genommen und gesagt, du musst jetzt ein Verband gründen.
00:02:14: Und so hat das alles begonnen.
00:02:16: Und inzwischen mache ich diese Verbandsarbeit seit, ich glaube, zwanzig Jahren.
00:02:22: Ich bin Vorsitzender des Berufsverbandes Media Music mit Sitz in Köln und von dort aus delegiert an verschiedenste Positionen.
00:02:30: Das würde jetzt wahrscheinlich zu weit führen, aber für das Thema Wert.
00:02:36: Kultureller Arbeit ist zum Beispiel der Kulturrat Nordrhein-Westfalen ziemlich wichtig.
00:02:40: Da bin ich im Vorstand seit vielen Jahren.
00:02:42: Ich bin im Aufsichtsrat der GEMA.
00:02:43: Das ist ja ein Verein und der Aufsichtsrat ist dort sozusagen der Vereinsvorstand.
00:02:47: Und ich spreche seit Mitte zwanzig-einenzwanzig für die Initiative Urheberrecht.
00:02:54: Also vertrete sie nach außen.
00:02:55: Und das ist ein Dachverband für Gewerkschaften und Verbandsstrukturen im Bereich schöpferisch-tätiger.
00:03:03: Ja, vielen Dank, sehr beeindruckende Aufzählung.
00:03:08: Jetzt würde ich gerne mit dir über mein Thema sprechen.
00:03:12: Ich habe im Jahr ist es im Jahr ist, angefangen, Podcast zu machen, zu Corona und Soloselbstständige.
00:03:20: Genau, Selbstständige in der Krise.
00:03:23: Und jetzt, fünf Jahre später, nehme ich das zum Anlass, noch mal drauf zu gucken.
00:03:28: Viele tun das in diesem Jahr, viele Konferenzen finden dazu statt.
00:03:33: Was mir ein bisschen aufgefallen ist, Solo-Selbstständige waren bisher nicht so wirklich das Thema.
00:03:40: Wie immer.
00:03:41: Genau.
00:03:42: Aber jetzt die Frage endlich, Matthias, fünf Jahre Corona, wenn du zurückdenkst, was beschäftigt dich?
00:03:50: bis heute noch aus dieser Zeit?
00:03:53: oder welche Folgen spürst du heute noch auch von den Maßnahmen, die er ergriffen werden mussten wegen der Pandemie?
00:04:02: Also, ich glaube, das kann man ganz einfach unterteilen in meine persönliche Befassung mit dem Thema.
00:04:06: Ich habe halt auch damals die Soforthilfe bekommen und habe irgendwann eine Mahnung bekommen, dass ich sie noch nicht zurück bezahlt habe, hatte aber nie eine Rechnung oder irgendeinen Beleg bekommen.
00:04:16: Dann habe ich den geantwortet, mein Finanzamt wird mir das übel nehmen, wenn ich euch so viel Geld, also eine konkrete Summe gebe, vielleicht wäre es mal gut mit dem Schlussbescheid.
00:04:24: Und ich habe nie eine Antwort bekommen.
00:04:26: und es gibt inzwischen Leute in meinem Umfeld, die sagen, ah, das macht mir ein bisschen Sorgen.
00:04:31: Was ist denn, wenn du dann irgendwann der Unterschlagung bezichtigt wirst, aber ehrlich gesagt, ich werde nicht Geld an jemanden überweisen, der mir vorher keine Rechnung gestellt hat.
00:04:40: Das kann ich einfach gar nicht.
00:04:42: Dann fliegt meine komplette Buchhaltung in die Luft und ist es auch ein bisschen entwürdigend, um ehrlich zu sein, dass ich in einer Situation bin, darum betteln zu müssen, dass man mir erklärt, warum man was haben will.
00:04:50: Es geht mir gar nicht darum, dass ich was zurückzahlen soll.
00:04:53: denn ich habe tatsächlich gar nicht den Anspruch gehabt, damals neuntausend Euro geschenkt zu kriegen.
00:04:59: Und das ist so meine persönliche Perspektive.
00:05:02: Ich bin da wirklich schlecht gelaunt, wenn ich daran denke, wie das läuft.
00:05:08: Und die ist aber eigentlich nicht so spektakulär, sondern viel wichtiger ist die politische Beobachtung dessen was geschehen ist und das regt mich wirklich auf.
00:05:18: Also wir haben ja viel gehört von dem Brennglas.
00:05:21: Also das wurde ja ganz oft gesagt, dass die Situation so viel verraten hat über die Struktur an der Basis der Szene und im Umgang mit der Szene und beides halte ich für komplett berechtigt.
00:05:31: Also die Basis der Szene ist total überfordert gewesen, war ganz schlecht organisiert.
00:05:35: Und wir haben aus den Verbänden heraus unglaublich viel Arbeit leisten müssen, um der Basis zu erklären, wie das alles geht, was man machen kann.
00:05:42: Ich habe zum Beispiel ganz vielen Leuten erzählt, du kannst das nur für Betriebskosten verwenden.
00:05:46: Dieses Geld also beauftragt euch, stellt Betriebskosten her.
00:05:51: Das wäre so einfach gewesen.
00:05:52: Und wenn die Leistung dann auch erfolgt, dann wäre es ja noch nicht mal Betrug oder irgendwas gewesen.
00:05:56: Ich habe selber von dem Geld, was ich bekommen habe, eben auch Aufträge vergeben und die habe ich auch tatsächlich erhalten, diese Brutten geleistet.
00:06:07: Das hat aber nicht zu einem durchschlagenden Erfolg geführt, weil die Leute Angst hatten, was falsch zu machen.
00:06:12: Und ich glaube, das ist ein Punkt, den habe ich sehr konkret immer wieder auch beschrieben.
00:06:16: Unsere Leute, also ich spreche jetzt natürlich was mich betrifft im Wesentlichen erstmal von einer Kulturklientel, Kunstklientel, Musik, was auch immer dazu gehört, das sind Leute, die haben... einen so starken ethischen Anspruch an sich selbst, dass sie garantiert niemandem was wegnehmen wollen, was anderen zustehen würde und dass sie das alles richtig machen wollen.
00:06:36: Und sie sind so konkret darum bemüht, Dinge richtig zu machen, dass sie an der Stelle, wo sie einen Ermessensspielraum hätten und anders funktioniert das halt nicht das Spiel, dieses Spiel nicht mitspielen.
00:06:46: Und wenn man aber ein bisschen was mit Förderstrukturen, mit öffentlichen Mitteln und so zu tun hat, dann weiß man, dass man das Spiel gar nicht anders mitspielen kann.
00:06:53: Also Stichwort bei Kulturförderung vorzeitiger Maßnahmenbeginn.
00:06:56: Jeder da draußen weiß, dass du gar keinen Antrag schreiben kannst, wenn du nicht schon Arbeit investiert hast in das Projekt, das du beantragst.
00:07:03: Darfst du aber theoretisch gar nicht, das geht nicht.
00:07:05: Und diese ganzen Bigotterien, mit denen wir es zu tun haben, die haben immer ganz konkret einen Zweck, nämlich uns ausschalten zu können, wenn man den Bedarf hätte.
00:07:13: Ich glaube, dass das hergestellt ist, diese Situation.
00:07:17: Das war die Basis.
00:07:18: und dann haben wir natürlich feststellen müssen, dass wir de facto ein Arbeitsverbot hatten.
00:07:24: und dann hieß es halt plötzlich, dass das ein Sonderopfer, Entschuldigung, was für ein Schwachsinn, ein Sonderopfer für eine der Gruppen, die am wenigsten zuzusetzen hat und die am wenigsten resilient ist.
00:07:33: Und das ist eben das Erschreckende, dass die Folge so offensichtlich ist, ob wir auf die Musik gucken, ob wir auf die Literatur gucken, auf die Illustratorien und so.
00:07:41: Überall an ganz vielen Stellen.
00:07:43: kann man einfach nur sagen, die Resilienz ist jetzt verbraucht.
00:07:46: Also die Leute haben nichts mehr zuzusetzen.
00:07:48: Spätestens Corona hat ihnen das, hat ihnen die Luft abgelassen.
00:07:51: Und ich war nie ein Maßnahmenkritiker, also nicht, nicht in so einer fundamentalen Art.
00:07:56: Ich finde aber die Art des Umgangs mit uns wirklich skandalös.
00:08:00: Und jetzt haben wir gerade eine Situation, wo über eine Aktivrentenregel nachgedacht wird.
00:08:04: Und wer ist nicht drin in dem Paket, wer?
00:08:06: Und schon wieder merkt man, es interessiert sie nicht.
00:08:11: Es interessiert sie nicht und das ist deswegen so problematisch, weil wir sehr viele sind und weil wir uns selbst beschäftigen und wenn man uns nicht hilft, beschäftigt zu bleiben, dann liegen wir als nächstes den Kommunen auf der Tasche und damit der öffentlichen Hand.
00:08:22: Und das kann doch niemand wollen.
00:08:27: Ja, das kann niemand wollen.
00:08:32: Wir sind, glaube ich, als werde ich da auch schon gut aufgestellt, dabei zu lobbyieren, in Bezug auf die Aktivrente versuchen, aber auch schon seit Jahren mit der Politik darüber zu sprechen, dass die sozialen Sicherungssysteme besser werden müssen, für Soloselbstständige.
00:08:56: Da liegen Pläne, Umsetzungspläne in den Schubladen der Ministerien und es passiert nichts, dass es wirklich zum Haare raufen.
00:09:07: Darf ich kurz einstellen, einhaken?
00:09:09: Das ist ja ein bisschen der Gegenstand meines Buchs auch.
00:09:11: Also die Entwertung dessen, was wir tun.
00:09:13: Die Entwertung schöpfrischer Arbeit ist ja de facto im Wesentlichen eine Entwertung auch selbstständiger Arbeit.
00:09:18: Denn fast alle, die schöpfrisch tätig sind im erwerbszumässigen Sinne, sind eben nicht festangestellt, sondern machen das auf eigene Rechnung und in eigener Verantwortung.
00:09:25: Und das heißt konkret auch auf eigenes Risiko.
00:09:28: Und das versteht in der Politik halt kaum jemand, was das mit dem Risiko auf sich hat.
00:09:31: Und ich bin ja zum Beispiel im Erwerb hauptamtlicher Urheber.
00:09:36: Und als Komponist trige ich keine Arbeitsvergütung.
00:09:40: Das heißt, das einzige Geld, das ich überhaupt verdienen kann.
00:09:42: Stand bei mir aus dem Urheberrecht, aus Lizenzvergütungen, aus Nutzungsvergütungen und vielleicht noch aus Erlösbeteiligung.
00:09:48: Das ist das einzige Geld, was ich überhaupt kriegen kann.
00:09:51: Und wenn man nicht dafür sorgt, dass diese Systematiken in irgendeiner Weise funktional gehalten werden, dann nimmt man in Kauf, man riskiert nicht, sondern man nimmt sehenden Auges in Kauf, dass ein Teil dieser Szenen abschmiert.
00:10:04: Und das ist ein sehr konkretes Szenario und das ist an vielen Stellen genau, wie du sagst, ganz konkret beschrieben.
00:10:09: Wir haben in der Corona-Situation aus dem Kultur Kulturrat Nordrhein-Westfalen heraus, eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich... mit der sozialen Absicherung von Soloselbstständigen in der Kultur auseinandergesetzt hat.
00:10:21: und wir haben vier Dimensionen unterschieden, in denen man agieren müsste, die Pflicht zu vergüten, also eine Pflichtvergütung Mindeststandards.
00:10:29: Über beides reden wir tatsächlich relativ konkret an manchen Stellen, aber eben auch nicht konsistent überall.
00:10:35: Und das Dritte ist der Bereich soziale Absicherung, ein ganz ganz weites Feld, das kann man auch bestimmt jetzt nicht hier adäquat kurz runterbrechen.
00:10:44: Da gehört aber... so was dazu wie zum Beispiel ein abschmelzungssicheres Modell für Rücklagen.
00:10:51: oder dass Konzeptionisten nicht ihren Flügel verkaufen müssen, weil der ja Geld wert ist, bevor sie eine Hilfe kriegen, dann haben sie nämlich keinen Job mehr danach.
00:10:59: Oder die Tatsache, dass das junge Selbstständige in unserer Welt, wenn sie Eltern werden, fast keine Möglichkeit haben, Eltern Zeit zu machen und zumindest im ersten Jahr sich adäquat zu kümmern.
00:11:12: Dafür gibt es keine Unterstützung.
00:11:13: Es gibt ganz, ganz, ganz viele andere Themen, Carearbeit und so.
00:11:19: Das wäre die dritte Dimension und wir haben noch eine vierte.
00:11:22: Und die ist mein persönliches Steckenpferd.
00:11:24: Wir haben gesagt, wir bräuchten eigentlich eine Best-Practice-Verpflichtung für jedweden Empfänger öffentlicher Mittel.
00:11:29: Also angefangen bei den Bibliotheken und den Jugendklubs, sofern sie Förderung kriegen und den Museen, über ganz konkret die Philharmonien und die Konzerte, bis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
00:11:39: Und wir müssten die alle verpflichten, mindestens oberhalb des Branchenstandards zu vergüten und zu lizenzieren.
00:11:47: Und damit wäre tatsächlich sehr vieles zu erreichen, denn alleine der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist im Bereich kultureller Leistungen der größte Nachfrage im ganz Deutschland.
00:12:01: Genau, du bist jetzt gerade auf dein Buch eingegangen, was du vor kurzem veröffentlicht hast.
00:12:08: Wir geben uns auf.
00:12:10: Darin schaust du auf die Corona-Zeit und gehst auf die Auswirkungen ein für Kulturarbeiterinnen.
00:12:21: Was war das besonders schwerwiegendste oder folgenreichste?
00:12:25: Du hast jetzt schon einiges aufgezählt, aber vielleicht noch mal so ein paar Highlights.
00:12:29: Also, um Missverständnisse zu vermeiden, das Buch handelt natürlich nicht von diesen Coronathemen, sondern das ist eines der Referenzen, die ich heranziehe.
00:12:37: Ich halte die aber für sehr bedeutsam, weil das ein... ein so immenser Vertrauensverlust war, der da stattgefunden hat.
00:12:45: Und ich glaube, dass man das überhaupt nicht unterschätzen darf, was das bedeutet, wenn die Leute, die ohnehin darauf abonniert sind, auf Sicht zu fahren und Unsicherheiten in Kauf zu nehmen und auch zu bewältigen, wenn die plötzlich da stehen und merken, jetzt haben sie keinen Spielraum mehr, wohin sie sich überhaupt noch bewegen könnten.
00:13:03: Und wenn dann der Staat sagt, tja, ging halt jetzt nicht anders, Dann... Passiert genau das, was jetzt zum Beispiel für die Musikwelt so entscheidend ist, wir verlieren einfach, wir haben einen Braindrain, die Leute verschwinden einfach aus dieser Welt.
00:13:20: Also diese Unsicherheitsspezialisten suchen sich einen sicheren Hafen und den gibt es nicht in der Freiberuflichkeit, den gibt es in einer Festanstaltung, also sind sie weg.
00:13:27: Und plötzlich haben die Clubs keine State Shands mehr und haben keine Security mehr und haben keine Mitarbeiter mehr, die Licht und Ton machen und so, weil die sich in Festanstaltungen gerettet haben.
00:13:38: Und das sind nicht die, über die wir meistens reden, nämlich die im Hintergrund, die man gar nicht sieht, aber ohne die können die Künstlerinnen und Künstler gar nicht tun und arbeiten.
00:13:47: Und für die Musik kann man das sehr konkret runterbrechen, wie sich das Drama dann in den Jahren nach zwanzig entfaltet hat, weil die Tickets, die das Publikum nicht zurückgegeben hat, natürlich die Clubs verpflichtet haben, dann erst mal die vorher ausverkauften Turnen zu spielen, also zu bucken.
00:14:05: Und dann konnten jüngere Nachwuchsekts überhaupt nicht mehr auf die Straße, weil sie nirgendwo mehr hin konnten.
00:14:09: Also jetzt mal davon abgesehen, dass sie aufgrund von Lieferengpästen am Anfang keine Autos bekamen.
00:14:13: Sie konnten gar nicht auf die Straße im Wortsinn, weil es nichts zum Fahren gab.
00:14:17: Und es war wirklich so, dass das selbst bei großen Booking-Agenturen, das als ein ganz konkretes Problem beschrieben wurde, die haben keine Busse bekommen oder noch nicht mal ein Kombi.
00:14:30: Das heißt, wir haben eine hohe Komplexität in den Entwicklungen, in den Verkantungen, die da stattgefunden haben.
00:14:37: Und die Effekte sind ganz, ganz weit ausstrahlend.
00:14:40: Und ich glaube, man muss einfach sehr deutlich sagen, dass wir es hier mit Beschäftigungs- und volkswirtschaftlichen Effekten zu tun haben.
00:14:45: Hier geht es nicht nur um das Schöne.
00:14:47: Hier geht es einfach darum, dass Leute, die bislang gut für sich selbst sorgen konnten, plötzlich nicht mehr für sich selbst sorgen konnten, weil man es zulässt.
00:14:55: Und dass bizarre daran ist, uns zu helfen, wäre vergleichsweise günstig, uns am Schluss zu retten, wird ziemlich teuer.
00:15:03: Es ist auch eine Rationalitätsfrage.
00:15:07: Du hast jetzt gerade schon gesagt, in dem Buch geht es natürlich nicht nur um Corona, sondern es geht eigentlich schwerpunktmäßig auch um KI oder generative KI und die Auswirkungen.
00:15:20: Das ist ja... Aus meiner Sicht jetzt auch so.
00:15:23: die nächste Krise, die eigentlich droht für Soloselbstständige in ganz unterschiedlichen Bereichen, spürt einen wahnsinnigen Preisdruck durch KI-Modelle.
00:15:35: Arbeit wird entwertet, große Unsicherheiten haben wir gerade schon drüber gesprochen.
00:15:39: Du hast auch schon gesagt, was ich so ändern müsste, um Soloselbstständige besser abzusichern.
00:15:48: Wären das auch schon Maßnahmen, um die Auswirkungen von KI aufzufangen für Soloselbstständige?
00:15:55: Oder hast du da auch noch andere Vorschläge?
00:16:02: Das ist schon fast, was du da jetzt aufmachst.
00:16:04: Also, wenn wir auf Regulierungsaspekte gucken bei künstlicher Intelligenz, konkret bei generativer künstlicher Intelligenz, da machen wir eine Komplexität auf, die ist zum Teil ganz schön erheblich.
00:16:16: fängt schon da an, dass ja die Künstlerinnen und Künstler, über die wir bislang gesprochen haben oder diejenigen, die solo selbstständig frei beruflich eben in der Kunst und Kultur unterwegs sind, erstmal bei den Kommunen aufgehängt sind.
00:16:27: Das sind auch diejenigen, die sie auffangen werden, wenn irgendwas schiefgeht.
00:16:31: Die Kommunen wiederum haben Bedeutung für die Länder und in den Ländern liegt die Hoheit für Kultur und Medien, also für das, was mit dem Wissen über das sich Spreche verknüpft ist und Bildung auch übrigens.
00:16:41: Das Rahmenrecht dafür kommt aber vom Bund, das ist das Urheberrecht im Wesentlichen und wird immer stärker inzwischen von der Europäischen Union vorgegeben, also gestaltet.
00:16:50: Und da haben wir natürlich eine so lange Kette von Verantwortlichkeiten, dass es irgendwo auch Verantwortungsabrisse gibt auf diesem Weg.
00:16:59: Und die Frage ist, wo gehen wir überhaupt dran?
00:17:01: Und wer ist überhaupt derjenige, der sich dafür wehen, in welcher Weise äußern kann?
00:17:07: Um es noch komplizierter zu machen, wir haben ja jetzt eben ein technologisches Thema, was den technologischen Handlungen nach zum Teil gar nicht in Europa stattfindet, sondern sich nur hier auswirkt.
00:17:19: Also konkret ist das Training dieser KI-Modelle zum Beispiel überwiegend in anderen Rechtsräumen geschehen und die kriegen wir von hier aus rechtlich gar nicht gegriffen, weil dann dortiges Recht gilt, das ist das Prinzip der sogenannten Territorialität.
00:17:32: Und also müssen wir überlegen, wie kommen wir denn zum Beispiel auf dem Klageweg überhaupt an die Anbieter dieser Modelle ran?
00:17:38: Das hat die GEMA jetzt gerade vorgemacht, dass man das hinkriegen kann.
00:17:42: Und da werden auch weitere Folgen.
00:17:43: Und wir müssen also den Druck an dieser Stelle erhöhen.
00:17:47: Gleichzeitig ist es aber so, dass wir jetzt in dieses Fahrwasser mit der zweiten Trump-Legislatur gekommen sind, dass plötzlich sehr viele Leute begreifen.
00:17:54: Die Themen, über die wir hier sprechen, sind ja gar keine kleinen bescheidenen Kulturteben, sondern hier geht es ja eigentlich um so etwas wie Souveränität.
00:18:01: Hier geht es ja eigentlich darum, ob wir überhaupt noch selbst bestimmt agieren und entscheiden können.
00:18:04: Und das können wir tatsächlich zu großen Teilen nicht, wie wir merken.
00:18:08: Und deswegen ist es so, dass wenn wir jetzt über Urheberrechtliche Regeln sprechen, über Datenschutzrechtliche, über Persönlichkeitsrechtliche, über Wettbewerbsrechtliche, wir fast immer plötzlich einen virtuellen Gegner im Raum haben, und das ist die Trump-Regierung, die sich nämlich komplett hinter die amerikanischen Konzerne stellt und sagt, wenn ihr die regulieren wollt, dann kriege wir aber ein Problem.
00:18:25: Und plötzlich sagen alle, ja, wir müssten eigentlich mal, und genau wie du es vorhin schon für den Bereich der Hilfen für Soloselbststände geschrieben hast, dann sagt man, dann gibt es halt Lippenbekenntnisse und es wird nicht umgesetzt.
00:18:35: Und das ist ein bisschen die Situationen, in der wir gerade sind.
00:18:39: Deswegen habe ich eben am Schluss des Buchs auch relativ viel... Raum und Aufwand darauf verwendet, in diesem gedanklichen Zusammenhang eben auch diesen Aspekt von digitaler Souveränität mit einzuarbeiten, weil ich nicht glaube, dass man das trennen kann.
00:18:52: Wenn wir das Souveränitäts Thema nicht gestemmt kriegen, dann werden wir gar nicht dahingehend gestalten können, dass wir denjenigen, die Wissensarbeit leisten, helfen können, weil wir nichts mehr zu verteidigen haben.
00:19:03: Also sind sehr große, sehr komplexe und sehr eng zusammenhängende Themen.
00:19:07: Und das Problem tatsächlich ist, dass wir dass wir es mit konvergenten Entwicklungen zu tun haben, also mit Entwicklungen, die dem Wesen nach Grenz überschreiten sind, aber mit engen Grenzen und strikten Grenzen zwischen Rechtsressorts.
00:19:19: Und dann kann halt der eine nichts regulieren, was in dem anderen Feld vielleicht liegen könnte.
00:19:24: In dem anderen Feld ist aber nicht ganz klar, ob es da wirklich hingehört.
00:19:26: Also reguliert erst mal gar keiner, bis ein Gericht entschieden hat.
00:19:28: Und das auf Gerichte warten, das bedeutet, zehn, fünf, zehn, zwanzig Jahre warten, die Zeit haben wir nicht.
00:19:34: Also muss die Politik reagieren und das müssen wir jetzt immer deutlich haben.
00:19:40: Ja, genau.
00:19:41: Hinten wird ordentlich geräumt.
00:19:44: Das klingt jetzt nicht so wirklich aufmunternd.
00:19:50: So würde ich jetzt ungern aus unserem Gespräch rausgehen.
00:19:54: Eigentlich müsste da jetzt irgendwie der Aufruf stehen.
00:19:57: Leute, ihr müsst euch zusammentun.
00:20:00: Wir müssen hier was machen.
00:20:01: Ja, wir
00:20:01: brauchen Bewusstseinswandel.
00:20:04: Also um das nochmal kurz auf das Thema KI runterzubrechen, das Irre ist doch, dass wir in einer Situation sind, wo uns ständig erzählt wird, wir müssten das jetzt machen.
00:20:13: Also wir müssten jetzt mit dieser Technologie mitgehen.
00:20:16: und also jemand wie ich, der für Regulierung plädiert, ist dann plötzlich ein Fortschrittsverhinderer, weil Fortschritt wird mit Technologie gleichgesetzt und ich versuche in dem Buch zu zeigen, dass Fortschritt etwas ist, was aus Köpfen kommt und nicht aus Staubsaugerrobotern.
00:20:30: Und deswegen ist es tatsächlich, ich weiß der Titel, Der ist dystopisch, aber das Buch ist ein Flammen-Display deurier für die Kraft, die im Denken und im Schöpferischen tätig sein liegt.
00:20:42: Und diese Kraft ist eine, die auf so, so vielen Ebenen tatsächlich bedeutsam ist, also eben durchaus auch im Schönen, aber auch im Erleben und im sich begegnen, im Identitätsstiften, im Erneuern, im Hinterfragen und so.
00:20:56: Also ich glaube durchaus, dass wir eine Situation haben, wo wir ein ganz großes Potenzial haben, zu wachsen.
00:21:00: an einer Krise, in der wir gerade stecken, die eine Mehrfache ist.
00:21:04: Aber das würde schon bedeuten, dass wir... uns darauf einlassen müssen, diese Arbeit zu leisten.
00:21:10: Also ein Satz, das stehe ich da im Buch so auch, ein Satz, der mir immer wieder um die Ohren geschlagen wird seit dreizehn, vierzehn Jahren, also eigentlich seit der großen Zeit der Piratenpartei, wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit, heißt es dann.
00:21:23: Und das ist natürlich Quatsch.
00:21:25: Also wir müssten eigentlich überlegen, ob der Satz nicht lauten müsste, wer sich nicht die Zeit nimmt, der geht vor der Zeit.
00:21:31: Und wir müssen uns jetzt die Zeit nehmen, wir müssen einen gesellschaftlichen Diskurs herstellen und das wäre es auch wert.
00:21:37: Da wäre viel zu holen.
00:21:40: Ja, vielen, vielen Dank.
00:21:42: Dann empfehle ich erst mal allen, dein Buch zu lesen.
00:21:45: Das tue ich
00:21:46: auch.
00:21:46: Sehr gut.
00:21:48: Das war die Zweiunddreißigste Folge des Verdi-Selbstständigen-Podcasts live von der Lesung mit Matthias Hornschuh.
00:21:56: Die nächste Folge ist ebenfalls live, dann von der Jahrestagung des Haus der Selbständigen in Köln, wo ich mit Angelika Osthus von der Landeskommission Selbständige
00:22:08: in NRW
00:22:09: spreche.
00:22:10: Macht's gut und bis zur nächsten Folge!