Solo-Selbststaendige in der Krise

Solo-Selbststaendige in der Krise

Petititon "Keine Rückzahlung der Corona-Soforthilfe"

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Seit Ende Juli läuft die Petition "Keine Rückzahlung der Corona-Soforthilfe", die die Kommission Selbstständige im ver.di-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen gesartet haben. Anja hat die Petition unterzeichnet und erzählt im Podcast, warum sie hinter den Forderungen steht. Vor allem gehe es ihr aber um Gerechtigkeit, sagt sie. Der Staat habe die Pandemie-Maßnahmen erlassen, die sie auch mitgetragen habe, ihr aber komplett ihre Einkommensgrundlage entzogen haben, und gesagt, er werde den Solo-Selbstständigen helfen. Jetzt habe aber sie und viele andere auch von den 9000 Euro Corona-Soforthilfe noch 7000 Euro, die sie wieder zuürckzahlen muss. Das sei anders angekündigt gewesen. Und so steht es auf der Seite des Wirtschaftsministeriums: „Wir gehen in die Vollen, um auch den Kleinstunternehmen und Solo-Selbständigen unter die Arme zu greifen. Sie brauchen unsere besondere Unterstützung, sie werden von dieser Krise hart getroffen. Deshalb gibt es vom Bund jetzt schnell und unbürokratisch Soforthilfe. Ganz wichtig ist mir: Wir geben einen Zuschuss, es geht nicht um einen Kredit. Es muss also nichts zurückgezahlt werden. Damit erreichen wir die, die unsere Unterstützung jetzt dringend brauchen.“

Seit Juni gibt es eine neue NRW-Landesregierung und die Solo-Selbstständigen setzen große Hoffnung in die grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubauer. Schließlich hatten die Grünen im Wahlkampf sich für großzügige Stundungen bei den Rückzahlungsforderungen der Corona-Soforthilfe ausgesprochen, was sich auch im Koalitionsvertrag widerfindet.

Auch juristisch wird es in den kommenden Wochen spannend, wenn in Düsseldorf am 16. August drei Klagen gegen die sogenannten Schlussbescheide der Corona-Soforthilfe öffentlich verhandelt werden. Am 16. September werden fünf Klagen am Verwaltungsgericht Köln öffentlich verhandelt. Auf Anfrage, wie viele Klagen in NRW insgesamt gegen diese sogenannten Schlussbescheide anhängigt sind und welche Auswirkungen die Urteile in Düsseldorf und Köln haben könnten, konnte sich das NRW-Wirtschaftsministerium nicht äußern.

Die Gerichte selbst gehen davon aus, dass die Klagen an das Oberverwaltungsgericht in Münster weitergeleitet werden und halten es für wahrscheinlich, dass am Ende sogar das Bundesverwaltungsgericht entscheiden muss. Wäre die Politik nicht gut beraten, den Entscheidungen zuvorzukommen und unserer Petition nachzukommen und die Rückzahlungen zu stoppen?


Kommentare

by Kathy Ziegler on
Thomas Gesterkam schreibt in Der Freitag über die Urteile des Verwaltungsgerichts Düsseldorf zu den sogenannten Schlussbescheiden der Corona-Soforthilfe https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/corona-und-selbststaendige-licht-aus-dank-lockdown und über die Petition "Keine Rückzahlung der Corona-Soforthilfe" https://weact.campact.de/petitions/keine-ruckzahlung-der-corona-soforthilfe "Eine Gleichbehandlung aller Hilfsanträge wäre nach wie vor möglich. Doch dazu bedarf es eines politischen Signals." Auf dieses politische Signal warten die ver.di-Selbstständigen in NRW. Bislang hat Wirtschaftsministerin Neubauer auf meine Anfrage nicht reagiert.
by Neue Schritte on
Meine Soloselbständigkeit steht auch auf der Kippe, wenn es nicht gelingt diese nächste Phase anders, nämlich neu nach Erfahrung zu leben. Ich habe Marktarbeit begonnen und vieles anderes getan um meine Finanzen einigermaßen (auf dem Minimum für Selbständige) zu halten, und da ich alleinstehende Frau bin, ohne Partner, kann es sein dass bei einem weiteren miesen Herbst/Winter in jedem Fall die kleinen Ersparnisse aufgebraucht werden, und dann kommt das Sozialamt. Deshalb hoffe ich sehr, dass es keine Einschränkungen mehr gibt bei Leuten wie mir, die mit kleinen Gruppen in Räumen arbeiten. Wo doch große Konzerte/Fussballspiele stattfinden, wäre das eine echte Schande in unserem Land. Ich bin dafür dass die Rückzahlung rückgängig gemacht wird! Und evtl notwendige Unterstützung uns als Solos zufliesst. Wenn ich mir anschaue wie viel Geld die Kirche ausgibt um Restaurierungen etc zu machen, wird wohl noch n bisschen Geld für uns sein. Danke für die Aufmerksamkeit! S. Beine
by uwe friesel on
Schon öfter habe ich darauf hingewiesen, dass der Begriff Solo-Selbständige(r) fehlleitet. Ein allein praktizierender Rechtsanwalt mit Bürokraft tun etwas anderes als ein Self-Publisher, der in Zeiten einer Pandemie weder einen rechtsverbindlichen Vertrag noch eine Lesung hat, um seine Lebenshaltungskosten zu bestreiten. RA Schmitt würde über einen "Normvertrag" nur lächeln, selbst wenn er Spezialist im Urheberrecht wäre, wogegen seine Klientel, die Kinderbuch-VerfasserInnen Schmitt, eben diesem Normvertrag hinterherrennen. Und das seit Jahrzehnten. Selbst innerhalb der Autorenschaft gibt es unterschiedliche Verträge, und das ist bei MusikpädagogInnen nicht anders. Will sagen, selbst unter freien Solo-Künstlern sind die Bedingungen nicht vergleichbar, und ver.di müsste für jede Gruppe spezifische Normverträge abschließen. Sofern unsere Gewerkschaft überhaupt auf Verhandlungspartner stößt, die für alle vertretungsberechtigt sind.
by Simone Zitrone on
Ich drücke die Daumen!
by Bine R. on
Ich drücke allen die Daumen. Mir haben die Folgen der Soforthilfe das Genick gebrochen mit Rückzahlung und der Versteuerung sowie Erhöhung der Krankenkassenbeiträge.

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Über diesen Podcast

Mehr als zwei Millionen Menschen verdienen ihr Einkommen als Solo-Selbstständige. Für viele haben die Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie weniger bis gar kein Einkommen bedeutet. Die Corona-Soforthilfe war für viele Solo-Selbstständige keine Hilfe. Einige müssen jetzt tausende von Euro zurückbezahlen. Andere Coronahilfen konnten sie oft wegen der Kriterien nicht beantragen. Die Grundsicherung ist keine angemessene Lösung für Einkommensverluste. Was die ver.di-Selbstständigen schon lange kritisieren, ist in der Corona-Krise überdeutlich geworden: die mangelnde soziale Sicherung Solo-Selbstständiger. Das zu ändern, ist das Ziel der ver.di-Selbstständigen.

Im Podcast erzählen Solo-Selbstständige wie es ihnen in der Corona-Krise ergeht. Jetzt, da das NRW-Wirtschaftsministerium von Mona Neubaur von den Grünen geführt wird, haben die NRW-Selbstständigen in ver.di ihre Forderungen erneuert und eine Petition gestartet: Keine Rückzahlung der Corona-Soforthilfe https://weact.campact.de/petitions/keine-ruckzahlung-der-corona-soforthilfe
Unterzeichnen und teilen! Damit wir einen starken Rückhalt haben, wenn wir mit unseren Forderungen an die Wirtschaftsministerin herantreten.

von und mit Kathy Ziegler

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